Georg Forster-Forschungsstipendiat
Prof. Dr.-Ing. Majid Nayeripour forscht im Bereich der erneuerbaren Energien und intelligenten Stromnetze. Über das Georg Forster-Forschungsstipendium für erfahrene Wissenschaftler der Alexander von Humboldt-Stiftung ist er zur Zeit zu Gast an der Fakultät für Informations-, Medien- und Elektrotechnik.
Prof. Dr.-Ing. Majid Nayeripours Arbeitsalltag ist vergleichsweise ruhig. Keine Lehrveranstaltung, die er vorbereiten und halten muss, keine Studierenden, die mit Anliegen zu ihm kommen. Da bleibt viel Zeit zum konzentrierten Arbeiten: zum Lesen wissenschaftlicher Studien, für Laboruntersuchungen und Computersimulationen – und um wissenschaftlich zu publizieren. Genau zu diesem Zweck ist der Energieverfahrenstechniker aus dem Iran nach Deutschland gekommen. Über das Georg Forster-Forschungsstipendium für erfahrene Wissenschaftler der Alexander von Humboldt-Stiftung hat Majid Nayeripour die Möglichkeit, sich bis März 2019 seiner Forschungsarbeit zu widmen.
Unterstützt durch Prof. Dr. Eberhard Waffenschmidt, der an der Fakultät für Informations-, Medien- und Elektrotechnik das Labor für elektrische Netze leitet, ist der iranische Wissenschaftler zu Gast an unserer Hochschule. Unterstützt wird seine Arbeit außerdem durch die Universität Duisburg-Essen.
Verteilerstellen in einer dezentralen Infrastruktur
Der Energieverfahrenstechniker forscht im Bereich der erneuerbaren Energien und intelligenten Stromnetze. Wurden Stromnetze bislang vor allem durch zentral erzeugten Strom gespeist, also durch Kraftwerke, geht die Entwicklung mittlerweile über zu dezentral erzeugter Energie. Und die besteht aus einem Mix fossiler und erneuerbarer Energien, die in unterschiedlichen Maßstäben hergestellt werden: Vom Kraftwerk bis zum Einfamilienhaus, das seine überschüssige Energie verkaufen und in das lokale oder regionale Netz einspeisen kann. Weil elektrische Netze aber keine Energie speichern können, müssen sie konstant so viel Energie abgeben, wie benötigt wird. Innerhalb dieser dezentralen Infrastruktur müssen dafür viele Verteilerstellen miteinander kommunizieren. Hinter Nayeripours Arbeitstitel „Distributed Control Design to improve the performance of Modern Distribution Power Systems toward smart sets of micro grids based on online optimization” verbirgt sich Frage, wie man die Zahl dieser miteinander kommunizierenden Verteiler verringern kann.
Seit September 2017 beschäftigt sich Nayeripour mit mathematischen Berechnungen und Simulationen. Alle zwei Monate muss er dazu eine wissenschaftliche Publikation vorlegen, das ist eine Vorgabe seines Stipendiums. Da er nicht in die Lehre eingebunden ist, kommt er gut voran. An der Universität Duisburg-Essen wird er im Sommer seine Untersuchungen fortsetzen und sich dabei auf den Steuerungsbereich konzentrieren.
Nayeripour, der bereits vor anderthalb Jahren als Gastdozent einen ersten Einblick in das deutsche Hochschulsystem gewonnen hat, sieht Vor- und Nachteile in seinem jetzigen Aufenthalt. „Leider gibt es hier nur wenige PhD-Studierende. Es wäre schön, wenn ich mit Promovierenden zusammenarbeiten könnte, die auf dem gleichen Gebiet forschen. Auch glauben viele, dass die Laborausstattung in Deutschland ganz automatisch viel besser und neuer sein muss, als im Iran. Der allgemeine Standard ist hier zwar etwas höher, aber es gibt auch Labore an unserer Universität, die besser ausgestattet sind.“ Im Labor für elektrische Netze habe er aber alles, was er benötige. Nayeripour, der seit zehn Jahren eine Professur innehat und an der Shiraz Universität auch Dekan seiner Fakultät war, bereut seinen Schritt aber nicht.
„Unsere Universität hat einen sehr guten Ruf, unsere Studierenden verfügen über eine gute theoretische Ausbildung, aber es mangelt leider an der praktischen Erfahrung und Umsetzung. Von meinem Aufenthalt in Deutschland verspreche ich mir deshalb großen Input.“
Wenn seine Forschungsarbeit erfolgreich ist und sich seine Sprachkenntnisse verbessern, kann sich Nayeripour vorstellen, auch in Deutschland zu lehren. „Das deutsche Wetter bekommt mir eigentlich ganz gut“, sagt er mit Blick auf die regenverhangene Aussicht aus dem Hochhaus am Campus Deutz. „Ich mag es eigentlich etwas bewölkt.“
Text: Monika Probst
Januar 2018